Kenrith's Tale (Casual)

Der König war fort.
Verschollen auf der Reise zu Kreuzzügen in weit entfernte Länder, so erzählte man sich.
Doch verschollen hiess nicht tot und solange schien seine Tochter sicher in der Abgeschiedenheit von Schloss Rivendell, umgeben von Tempelanlagen inmitten eines uralten Waldes.
Während die Gemäuer des Schlosses altes Wissen verbargen, kamen sie der Prinzessin immer mehr wie die Mauern eines Gefängnisses vor.
Einzig allein in den Tempelgärten fühlte sie sich freier, beinahe als könne sie den Zauber des nahen Waldes spüren.
Jeden Tag floh die Prinzessin aus ihrem "gläsernen Sarg" , wie sie das Schloss nannte und verbrachte ihre Zeit mit Ellivere, dem Burschen, der in den Gärten die Gänse hütete und mit dem sie sich anfreundete.
Er war es auch, der ihr von dem fahrenden Zirkus erzählte, der sogar bei ihnen einen Auftritt haben solle, zu dem noch weitere Darsteller gesucht würden.
Eine willkommene Abwechslung in der einsamen Sicherheit der Schlossmauern.
Was sollte da schon grossartig passieren?
Ein wissendes, schalkhaftes Aufblitzen im Blick des jungen Mannes reichte, um die Prinzessin zu überzeugen.
So kam es, dass sie am Tag des grossen Auftrittes ihr Prinzessinendiadem gegen jene Rollen tauschte, die ihr Gylwain, der Zirkusbarde in kurzer Zeit beigebracht hatte.
Der Tag war voll von Gesang, Tanz & Freude.
Doch als der Abend sich dem Ende neigte musste die Prinzessin zurück in ihren "gläsernen Sarg" und um den Zauber dieses wundervollen Tages noch ein wenig hinauszuzögern, nahm sie den längeren Weg durch die Gärten, die bereits im Halbdunkel lagen.
Im schwachen Licht der untergehenden Sonne, das bereits die Wipfel der Bäume berührte sah die Prinzessin etwas auf dem Pfad glitzern. Als sie sich bückte, um es aufzuheben stellte sie fest, dass es sich um eine Gänsefeder handelte. Das alleine wäre nicht weiter verwunderlich gewesen an diesem Ort, doch diese Feder war aus purem Gold, wie sie beim Betrachten erstaunt feststellen musste.
"Ich wusste schon immer, dass Ihr einen Blick für das Magische habt."
Ellivere kratzte sich verlegen & entschuldigend am Kopf.
Die Prinzessin erschrak und schreckte gleichzeitig ein Kaninchen auf, bei dem sie hätte schwören können, dass es mit einer gut geschneiderten Weste bekleidet gewesen war.
"Die Feen haben offensichtlich nicht gründlich genug aufgeräumt..."
Die junge Frau konnte nicht glauben, was sie da hörte.
"Doch nun muss ich die Gänse zu einem anderen Hof als den Euren bringen. Wenn Ihr möchtet, könnt Ihr uns begleiten. Dort werdet Ihr wahre Magie & magische Wesen zu sehen bekommen, statt sie sich lediglich auf einer Bühne vorzustellen. "
"Uns?!" war das einzige Wort, dass der Prinzessin über die erstaunten Lippen kam.
"Hopp! Hopp! Hopp! So viel Zeit haben wir nun auch wieder nicht", erschall es in einiger Entfernung aus dem Dunkel.
"Ja.", antwortete ihr Ellivere mit einem freundlichen Lachen, als er ihre zitternde Hand ergriff.
"Uns. Kwain wirst Du später wiedersehen. Er ist etwas scheu, musst Du wissen. Und immer in Eile. Wir treffen auf der grossen Lichtung am Waldesrand noch auf Cadira, eine Freundin, die uns in den Durchgängen führen wird."
Und so kam es, dass die Prinzessin die Nacht am wahren Hofe verbrachte. Dem Hof des Waldes, dem von Oko & Rubinia.
An der grossen und reichhaltig gedeckten Festtafel lauschte sie verträumt den Geschichten über Monstren, die die Wälder durchstreiften und besonders gerne denen vom letzten Einhornpaar Emiel & Lathiel.
Sie ahnte nicht wie lang diese Nacht wirklich andauerte und dass sie es war, die den Zauber erneuerte.
Jenen Zauber, der schon dem letzten König Kenrith den Zorn des Krieges genommen hatte, so dass er fortan als weisser Hirsch friedlich die Wälder um Schloss Rivendell durchstreifte.
Derselbe Zauber, der ihr die Einsamkeit des Schlosses nahm.
Doch irgendwie schien das Alles nicht mehr wichtig, die Erinnerungen an diese Zeiten verblassten bereits und die Prinzessin fühlte sich frei & glücklich, als sie mit den anderen Kaninchen um die Wette hoppelte zwischen den Ruinen Rivendell's.
Ruinen von jenem uralten Schloss, von dem es heisst, dass einst die wunderschöne Prinzessin, Tochter des letzten Königs der Menschen, darin wohnte, bevor sie eines Nachts mit dem Zirkus spurlos verschwand und von da ab der Wald den verwaisten Thron über die Jahrhunderte zurückerobert hatte

DEMNÄCHST ERHÄLTLICH:
Die in Leder gebundene Luxusausgabe mit alternativen Ende aus der Sicht der Drachenherrscher in ihrem Hort voller Edelsteine.